Grenzmanagement in triadisch strukturierten Aushandlungsprozessen
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Projektleitung:
- Prof. Dr. Lars Kirchhoff, kirchhoff@europa-uni.de, Wiss. Direktor des Instituts für Konfliktmanagement, Europa-Universität Viadrina
- Dr. Anne Isabel Kraus, kraus@europa-uni.de, Co-Leiterin des Center for Peace Mediation, Europa-Universität Viadrina
- Prof. Dr. Jürgen Neyer, neyer@europa-uni.de, Inhaber des Lehrstuhls für Europäische und Internationale Politik, Europa-Universität Viadrina
- Prof. Dr. Albrecht Söllner, soellner@europa-uni.de, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insb. Internationales Management, Europa-Universität Viadrina
Projektbearbeitung:
- Yevgen Bogodistov, Graduiertenkolleg "Dynamic Capabilities and Relationships", Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)/German Graduate School of Management and Law, Heilbronn
- Imke Kerber, Wiss. Mitarbeiterin, Center for Peace Mediation, Europa-Universität Viadrina
- Dr. Ben Wagner, Europa-Universität Viadrina
Kooperationspartnerschaften:
- Dr. Simon Mason, Head of the Mediation Support Team des Center for Security Studies, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
- Prof. Philip Spencer, Director of the Helen Bamber Centre for the Study of Rights, Conflict and Mass Violence and Associate Dean of Faculty of Arts and Social Sciences, Kingston University London
Drittmittelfinanzierung:
Europa-Universität Viadrina
Projektlaufzeit:
Januar 2014 – Dezember 2016
Publikationen:
Tatiana Kyselova/ Anne Isabel Kraus/ Lars Kirchhoff/ Julia von Dobeneck: Track III Dialogues in Ukraine: Full Research Report, Kiew/ Frankfurt (Oder): Center for Peace Mediation 2017.
Center for Peace Mediation/ Initiative Mediation Support Deutschland/ Auswärtiges Amt (Hg.): Fact Sheet.5: Normativer Bezugsrahmen und völkerrechtliche Grundlagen der Friedensmediation, Auswärtiges Amt 2017.
Lars Kirchhoff: Politische Mediation: Triadische Aushandlungsprozesse in und zwischen Gesellschaf-ten, in: Kontext, 46(4), 2015, S. 404-411.
Projektbeschreibung
Hintergrund
Es gibt eine Vielzahl von Konflikten, die durch bi-/multilaterale Verhandlungen, rechtsstaatliche Verfahren und militärische Interventionen nicht befriedigend beigelegt werden können. Dies können beispielsweise Konflikte zwischen Staaten, Konflikte zwischen Staaten und anderen Akteuren (etwa Investoren) oder aber Konflikte zwischen Interessengruppen innerhalb eines Staates (z.B. politischen und ethnischen Gruppierungen) sein. Triadisch strukturierte Aushandlungsprozesse, bei denen Drittparteien zwischen Konfliktparteien und weiteren Interessenvertretern vermitteln, haben daher in vielen der genannten Konfliktfelder Konjunktur.
Gegenstand
Das Forschungsprojekt nimmt vor diesem Hintergrund das Vorgehen von Drittparteien im Kontext von Friedensprozessen, Investor-State Disputes und Inclusion Policies in den Blick. Drittparteien sind in solchen Aushandlungsprozessen, so unsere Beobachtung, mit verschiedenen Dimensionen von Grenzen konfrontiert, die den Spielraum ihres Einwirkens beschränken. Diese Grenzen und Spielräume – B/Orders in Motion – werden in dynamischen Interaktionsprozessen ständig neu ausgehandelt bzw. aktualisiert, so dass sie sich wechselseitig konstituieren und (neu) ordnen. Folgende Grenzen sind dabei besonders relevant:
A) Kognitive Grenzen: Die jeweiligen Rahmen (Frames) des Wahrnehmens, Erlebens, Erklärens und Bewertens der beteiligten und betroffenen Akteure (inkl. Drittparteien), deren Schnittmengen den Raum der als möglich und akzeptabel wahrgenommenen Einigungen definieren.
B) Normative Grenzen: soziale, rechtliche, moralische, ethische Normen und Regeln bzw. Verhaltenserwartungen aller beteiligten und betroffenen Akteure, die Drittparteien nicht überschreiten wollen, sollen oder dürfen, um ihre Akzeptabilität zu wahren.
C) Methodische Grenzen: Grenzen in den Fähigkeiten, Techniken und Instrumenten von Drittparteien, aufgrund derer Drittparteien Hindernisse im Prozessverlauf (auch kognitiver und normativer Art) nicht überwinden können.
Die Forschung bietet noch keine empirisch und theoretisch hinreichend fundierten Erkenntnisse dazu, inwiefern und auf welche Weise Drittparteien ihren Spielraum zuträglichen Vorgehens an diesen drei Typen von Grenzen ausloten und bestenfalls vergrößern können.
Fragestellung
Daraus ergibt sich die übergeordnete Forschungsfrage, die aus verschiedenen disziplinären Blickwinkeln untersucht wird: Wie können Drittparteien an Grenzen so vorgehen, dass ‚Gutes' passiert?
Forschungspraxis
Das Projekt bündelt Untersuchungen der Friedens- und Konfliktforschung, Rechtswissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft zu Drittparteienvermittlungen in unterschiedlichen Handlungskontexten. Als transdisziplinäre Achse werden gemeinsame Kategorien zur Analyse von Grenzen erarbeitet. Um die Anschlussfähigkeit zwischen den Teilprojekten und zu den beforschten Handlungsfeldern zu erhöhen, werden die jeweils in den Teilprojekten maßgeblichen Grundannahmen, Leitwerte, Zielsetzungen und die daraus folgenden forschungspraktischen Implikationen gezielt gemeinsam reflektiert (z.B. Wie erklären, bewerten und adressieren wir Vorgehensweisen von Drittparteien, die Kosten für exkludierte Akteure bewusst in Kauf nehmen?).