Forschungsgruppe "Border & Boundary Studies"
Projektbeschreibung
Projektleitung:
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Prof. Dr. Hannes Krämer (Professurinhaber, Universität Duisburg-Essen)
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PD Dr. Carolin Leutloff-Grandits (Senior Researcher, Europa-Universität Viadrina)
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Prof. Dr. Christian Voß (Leiter, Institut für Slawistik und Hungarologie, Humboldt-Universität zu Berlin)
Projektbearbeitung:
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Dominik Gerst (Akademischer Mitarbeiter, Universität Duisburg-Essen, Institut für Kommunikationswissenschaft)
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Maria Klessmann (Akademische Mitarbeiterin, Europa-Universität Viadrina)
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Dr. Snežana Stanković (Akademische Mitarbeiterin, Zentrum für Gesundheitsethik an der Evangelischen Akademie Loccum)
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Dr. Peter Ulrich (Wissenschaftlicher Geschäftsführer, Universität Potsdam)
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Concha Maria Höfler (Nottingham Trent University)
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Mitja Sienknecht (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)
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Lea Valentin (Europa-Universität Flensburg)
Ehemalige Mitarbeiter*innen:
- Prof. Dr. Larissa Schindler (Professorin für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Bayreuth)
- Pauline Pupier
Drittmittelfinanzierung:
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (Seed Money-Förderung Januar 2017 bis Dezember 2018)
Projektlaufzeit:
2017-2018
Publikationen:
- Sienknecht, Mitja:„Entgrenzte Konflikte in der Weltgesellschaft. Zur Inklusion internationaler Organisationen in innerstaatliche Konfliksysteme“, Wiesbaden: Springer VS, 2017.
- Gerst, Dominik / Klessmann, Maria / Krämer, Hannes / Sienknecht, Mitja / Ulrich, Peter (Hrsg.):„Komplexe Grenzen“ (Berliner Debatte Initial 1), 2018.
- Höfler, Concha Maria:"Boundaries and Belonging in the Greek Community of Georgia", Border Studies. Cultures, Spaces, Orders Vol. 2, Baden-Baden: Nomos, 2020.
- Wille, Christian / Gerst, Dominik / Krämer, Hannes (Hrsg.):"Identities and Methodologies of Border Studies: Recent Empirical and Conceptual Approaches", Borders in Perspective 6, UniGR-Center for Border Studies, 2021.
- Gerst, Dominik / Klessmann, Maria / Krämer, Hannes:"Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium", Border Studies. Cultures, Spaces, Orders Vol. 3, Baden-Baden: Nomos, 2021.
- Ulrich, Peter:"Participatory Governance in the Europe of Cross-Border Regions. Cooperation – Boundaries – Civil Society", Border Studies. Cultures, Spaces, Orders Vol. 4, Baden-Baden: Nomos, 2021.
Projektbeschreibung
Die Forschungsgruppe „Border & Boundary Studies" war eine der zentralen Forschungsgruppen am Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION. Sie bündelte die theoretische und konzeptuelle Arbeit am Center, indem sowohl räumliche (Border(land) Studies) wie auch soziale Grenzen (Boundary Studies) adressiert wurden. Ausgehend von der Vielgestaltigkeit von Grenzen wurde in der Forschungsgruppe nach der Beschaffenheit und Relationalität gegenwärtiger Demarkationen in verschiedenen sozialen Feldern gefragt. Die interdisziplinäre Gruppe wurde in Kooperation mit dem Zentrum für transnationale Grenzforschung "Crossing Borders – Border Crossings" der Humboldt-Universität zu Berlin eingerichtet und war eng mit der Koordinationsstelle Grenzforschung am Center B/ORDERS IN MOTION verknüpft. Sie baute personell wie auch inhaltlich auf der Arbeit des Lektüre- und Diskussionskreises AG Grenztheorie(n) auf, der 2015 von Nachwuchswissenschaftler:innen der Viadrina ins Leben gerufen wurde. Seit 2019 wird die inhaltliche Arbeit der Forschungsgruppe in verschiedenen Forschungsnetzwerken und -projekten weitergeführt, die verschiedene Wissenschaftsstandorte miteinander verbinden – neben der Viadrina sind dies beispielsweise die Universität Duisburg-Essen und das IRS Erkner/BTU Cottbus
Im Rahmen der inhaltlichen Arbeit der Forschungsgruppe wurden mehrere Projektlinien verfolgt: Unter dem Titel „Komplexe Grenzen“ sind verschiedene konzeptuelle Arbeiten gefasst worden, die sich mit Grenzen als hochkomplexen Gebilden auseinandersetzten, und zwar sowohl in ihrer theoretischen Konzeption als auch in der empirischen Ausgestaltung. Grenzen wurden demnach als multidimensionale, dynamische und relationale Gebilde analysiert, die über Praktiken und Diskurse der Grenzziehung hervorgebracht, stabilisiert und unterlaufen werden. Im Rahmen der von der Fritz Thyssen-Stiftung geförderten Tagung „Komplexe Grenzen: Dimensionen, Dynamiken, Technologien“, die von der Forschungsgruppe im November 2016 an der Viadrina veranstaltet wurde, wurde die Produktivität dieses Zugangs mit nationalen und internationalen Expert:innen diskutiert. Die Ergebnisse mündeten im Themenheft „Komplexe Grenzen“ (2018). Die konzeptionellen Impulse werden u.a. in der DFH-geförderten Workshopreihe „Border Complexities“ (2019-2022) in einem trinationalen Verbund von fünf Universitäten, wie auch im dem CIERA geförderten Kooperationsprojekt „Ein immer noch geteilter Himmel“ an der ehemals innerdeutschen Grenze (2019-2021), zusammen mit dem Centre Marc Bloch aufgenommen und weitergeführt. In den Jahren 2019 und 2020 sind des Weiteren die DAAD-geförderten Kooperationsprojekte „Zwischenräume in Gedächtnislandschaften: Holocaust/Porajmos“ (2019) und „Die Länder des ehemaligen Jugoslawien als „doppelter Transitraum“: Solidaritäten, Grenzziehungen und Grenzüberquerungen zwischen MigrantInnen und der lokalen Bevölkerung auf dem Weg in die EU“ (2020) mit Universitäten in Serbien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina aus den Arbeiten einiger Gruppenmitglieder hervorgegangen.
In einer weiteren Projektlinie widmete sich die Forschungsgruppe der analytischen Auseinandersetzung mit „Infrastrukturen von Grenzen“. Infrastrukturen können als Substrat angesehen werden, als gleichermaßen „harte“ (Straßen, Grenzzäune, Pipelines etc.) wie auch „weiche“ (Menschen, Dienstleistungen, Kategoriensysteme etc.) Grundlagen der Verbindung und Trennung, die als physische wie symbolische Gelingensbedingungen kollektive soziale Prozesse und übersituative Strukturierungs- bzw. Relationierungsleistungen ermöglichen. Ausgehend von der aktuellen geistes- und sozialwissenschaftlichen Infrastrukturforschung wurden nicht nur einzelne Grenzobjekte und konkordante Grenzpraktiken in den Blick genommen, sondern auch die meist unbewussten, übersituativen, häufig unsichtbaren und standardisierten Relationen von Grenzarbeitsprozessen analysiert. Ausdruck dieser Arbeit war, neben Gastvorträgen in der Research Factory, das Panel „Infrastructuring Borders“ im Rahmen der Tagung „Borders and Technology“ des Netzwerks „Tensions of Europe“ in Athen/Griechenland im Jahr 2017. Eine soziologische Analyse der Selektionspraxis von Grenzorganisationen wurde ausgearbeitet, in verschiedenen Präsentationen vorgestellt (etwa im „Atelier Bordertexturen“ an der Universität Luxemburg) und wird weiterverfolgt.
Unter dem Titel „Un/Gewisse Grenzen“ wurde ein interdisziplinäres Netzwerk geknüpft und vorangetrieben. Das Netzwerk verbindet vornehmlich Nachwuchswissenschaftler:innen verschiedener Universitäten und Forschungseinrichtungen innerhalb Europas und widmet sich der interdisziplinären Erforschung der Dynamik zwischen Gewissheit und Ungewissheit in Grenzziehungsprozessen. Ein Antrag für ein Wissenschaftliches Netzwerk bei der DFG befindet sich in Arbeit.
Als wesentlicher Beitrag zur Verankerung der Grenzforschung im deutschsprachigen Raum ist das „Handbuch Grenzforschung“ zu sehen, das von Teilen der Forschungsgruppe konzipiert und koordiniert wurde. Das Handbuch ist 2021 im Nomos Verlag erschienen und spiegelt gleichfalls die Netzwerkaktivitäten der Forschungsgruppe wider, indem es die gemeinsame Arbeit „an der Grenze“ einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich macht.
Die Forschungsgruppe war auch ein Ort des inhaltlichen Austausches mit Grenzforschungsinteressierten aus Wissenschaft und Studium: So veranstaltete seit 2015 zuerst die AG Grenztheorie(n) und später die Forschungsgruppe „Border & Boundary Studies“ ein regelmäßiges Grenzforschungskolloquium, welches von den weiterhin an der Viadrina arbeitenden Forschungsgruppenmitgliedern bis 2020 weitergeführt wurde. Neben der Auseinandersetzung mit zentralen Texten der Border Studies, wurden in diesem Rahmen vor allem laufende Forschungsarbeiten vorgestellt. Zudem wurde die Arbeit der Forschungsgruppe durch mehrere Gastwissenschaftlerinnen bereichert, die für mehrmonatige Aufenthalte nach Frankfurt (Oder) kamen, um gemeinsam mit der Forschungsgruppe am Center zu arbeiten.
Seit 2018 engagieren sich mehrere Mitglieder der Forschungsgruppe zudem in der Sektion „Kulturwissenschaftliche Border Studies“ der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft. In dem gemeinsam betriebenen Forschungszusammenschluss mehrerer Kolleg:innen aus Frankfurt (Oder), Saarbrücken, Luxemburg und Duisburg-Essen, wird zu einem breiten Spektrum unterschiedlicher Grenzziehungen gearbeitet. Die Sektion organisiert außerdem in regelmäßigen Abständen Workshops sowie 2020 gemeinsam mit dem Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION die 6. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) in Frankfurt (Oder).
Projekte und Themenschwerpunkte
Im Rahmen der inhaltlichen Arbeit der Forschungsgruppe wurden mehrere Projektlinien verfolgt: Unter dem Titel „Komplexe Grenzen“ sind verschiedene konzeptuelle Arbeiten gefasst worden, die sich mit Grenzen als hochkomplexen Gebilden auseinandersetzten, und zwar sowohl in ihrer theoretischen Konzeption als auch in der empirischen Ausgestaltung. Grenzen wurden demnach als multidimensionale, dynamische und relationale Gebilde analysiert, die über Praktiken und Diskurse der Grenzziehung hervorgebracht, stabilisiert und unterlaufen werden. Im Rahmen der von der Fritz Thyssen-Stiftung geförderten Tagung „Komplexe Grenzen: Dimensionen, Dynamiken, Technologien“, die von der Forschungsgruppe im November 2016 an der Viadrina veranstaltet wurde, wurde die Produktivität dieses Zugangs mit nationalen und internationalen Expert:innen diskutiert. Die Ergebnisse mündeten im Themenheft „Komplexe Grenzen“ (2018). Die konzeptionellen Impulse werden u.a. in der DFH-geförderten Workshopreihe „Border Complexities“ (2019-2022) in einem trinationalen Verbund von fünf Universitäten, wie auch im dem CIERA geförderten Kooperationsprojekt „Ein immer noch geteilter Himmel“ an der ehemals innerdeutschen Grenze (2019-2021), zusammen mit dem Centre Marc Bloch aufgenommen und weitergeführt. In den Jahren 2019 und 2020 sind des Weiteren die DAAD-geförderten Kooperationsprojekte „Zwischenräume in Gedächtnislandschaften: Holocaust/Porajmos“ (2019) und „Die Länder des ehemaligen Jugoslawien als „doppelter Transitraum“: Solidaritäten, Grenzziehungen und Grenzüberquerungen zwischen MigrantInnen und der lokalen Bevölkerung auf dem Weg in die EU“ (2020) mit Universitäten in Serbien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina aus den Arbeiten einiger Gruppenmitglieder hervorgegangen.
In einer weiteren Projektlinie widmete sich die Forschungsgruppe der analytischen Auseinandersetzung mit „Infrastrukturen von Grenzen“. Infrastrukturen können als Substrat angesehen werden, als gleichermaßen „harte“ (Straßen, Grenzzäune, Pipelines etc.) wie auch „weiche“ (Menschen, Dienstleistungen, Kategoriensysteme etc.) Grundlagen der Verbindung und Trennung, die als physische wie symbolische Gelingensbedingungen kollektive soziale Prozesse und übersituative Strukturierungs- bzw. Relationierungsleistungen ermöglichen. Ausgehend von der aktuellen geistes- und sozialwissenschaftlichen Infrastrukturforschung wurden nicht nur einzelne Grenzobjekte und konkordante Grenzpraktiken in den Blick genommen, sondern auch die meist unbewussten, übersituativen, häufig unsichtbaren und standardisierten Relationen von Grenzarbeitsprozessen analysiert. Ausdruck dieser Arbeit war, neben Gastvorträgen in der Research Factory, das Panel „Infrastructuring Borders“ im Rahmen der Tagung „Borders and Technology“ des Netzwerks „Tensions of Europe“ in Athen/Griechenland im Jahr 2017. Eine soziologische Analyse der Selektionspraxis von Grenzorganisationen wurde ausgearbeitet, in verschiedenen Präsentationen vorgestellt (etwa im „Atelier Bordertexturen“ an der Universität Luxemburg) und wird weiterverfolgt.
Unter dem Titel „Un/Gewisse Grenzen“ wurde ein interdisziplinäres Netzwerk geknüpft und vorangetrieben. Das Netzwerk verbindet vornehmlich Nachwuchswissenschaftler:innen verschiedener Universitäten und Forschungseinrichtungen innerhalb Europas und widmet sich der interdisziplinären Erforschung der Dynamik zwischen Gewissheit und Ungewissheit in Grenzziehungsprozessen. Ein Antrag für ein Wissenschaftliches Netzwerk bei der DFG befindet sich in Arbeit.
Als wesentlicher Beitrag zur Verankerung der Grenzforschung im deutschsprachigen Raum ist das „Handbuch Grenzforschung“ zu sehen, das von Teilen der Forschungsgruppe konzipiert und koordiniert wurde. Das Handbuch ist 2021 im Nomos Verlag erschienen und spiegelt gleichfalls die Netzwerkaktivitäten der Forschungsgruppe wider, indem es die gemeinsame Arbeit „an der Grenze“ einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich macht.
Die Forschungsgruppe war auch ein Ort des inhaltlichen Austausches mit Grenzforschungsinteressierten aus Wissenschaft und Studium: So veranstaltete seit 2015 zuerst die AG Grenztheorie(n) und später die Forschungsgruppe „Border & Boundary Studies“ ein regelmäßiges Grenzforschungskolloquium, welches von den weiterhin an der Viadrina arbeitenden Forschungsgruppenmitgliedern bis 2020 weitergeführt wurde. Neben der Auseinandersetzung mit zentralen Texten der Border Studies, wurden in diesem Rahmen vor allem laufende Forschungsarbeiten vorgestellt. Zudem wurde die Arbeit der Forschungsgruppe durch mehrere Gastwissenschaftlerinnen bereichert, die für mehrmonatige Aufenthalte nach Frankfurt (Oder) kamen, um gemeinsam mit der Forschungsgruppe am Center zu arbeiten.
Seit 2018 engagieren sich mehrere Mitglieder der Forschungsgruppe zudem in der Sektion „Kulturwissenschaftliche Border Studies“ der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft. In dem gemeinsam betriebenen Forschungszusammenschluss mehrerer Kolleg:innen aus Frankfurt (Oder), Saarbrücken, Luxemburg und Duisburg-Essen, wird zu einem breiten Spektrum unterschiedlicher Grenzziehungen gearbeitet. Die Sektion organisiert außerdem in regelmäßigen Abständen Workshops sowie 2020 gemeinsam mit dem Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION die 6. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) in Frankfurt (Oder).