Transnationale Familien, Landwirtschaften und Firmen: Migrantische Unternehmerinnen und Unternehmer in Kosovo and Serbien seit den 1960ern (TRAFFF)
Details
Projektleitung:
- PD Dr. Carolin Leutloff-Grandits (Senior Researcher, Europa-Universität Viadrina)
- Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, IOS, Regensburg)
- Dr. Judith Möllers (Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien, IAMO, Halle/Saale)
Projektbearbeiter*innen:
- Elisabeth Djumic, M. A. (Akademische Mitarbeiterin)
Drittmittelgeber:
Gefördert von der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des Exzellenzprogramms "Collaborative Excellence
Projektlaufzeit:
Juli 2022-Juni 2025
Projektbeschreibung:
Kaum ein Ort in Europa ist so konsequent von Migration geprägt wie das ehemalige Jugoslawien. In unserem Projekt, das sich auf Serbien und den Kosovo konzentriert, untersuchen wir die sozioökonomischen Auswirkungen von Auswanderung und Rückwanderung auf lokale Gemeinschaften in ihrem breiteren sozio-politischen Kontext. Wir konzentrieren uns auf unternehmerische Aktivitäten und schlagen einen intersektionalen Ansatz vor, der die Handlungsfähigkeit von Migrantinnen und Migranten mit dem sozialen Status, der staatlichen Politik, Familie und Verwandtschaft, dem Geschlecht und den Wertorientierungen in Verbindung bringt. Unser Ansatz ist multidisziplinär, nicht-normativ, kontextsensitiv und akteurszentriert: Welche wirtschaftlichen Strategien entwickeln (entwickelten) Migrantinnen und Migranten und ihre Familien, indem sie die durch die Migration gewonnenen vielfältigen Ressourcen nutzen? Wie reagieren sie auf staatliche Initiativen zur Beeinflussung ihres (Investitions-)Verhaltens, wie verhalten sie sich zu Expertendiskursen? Auf diese Weise erklären wir das anhaltende heimatorientierte Engagement von Migrantinnen und Migranten in Serbien und im Kosovo und dessen Auswirkungen auf ihre Gesellschaften? Um diese Fragen zu untersuchen, nehmen wir eine vergleichende und diachrone Perspektive ein, die es uns ermöglicht, die Auswirkungen politischer Brüche auf das Verhalten von Migrantinnen und Migranten zu analysieren.
Unser Projekt leistet vier wesentliche Beiträge zur Literatur über Migration und Entwicklung:
- Es dekonstruiert die Visionen von "Entwicklung", die den staatlichen Bemühungen zugrunde liegen, Investitionen von Migranten zu kanalisieren, indem es deren ideologische Rahmungen untersucht.
- Es bietet einen historischen Vergleich, indem sie die Veränderungen im Verhalten von Migrantinnen und Migranten seit den 1960er Jahren nachzeichnet und die Auswirkungen des Krieges auf das Unternehmertum von Migrantinnen und Migranten hervorhebt.
- Es überbrückt die Kluft zwischen Stadt und Land und vergleicht Gebiete mit unterschiedlichen Familienmodellen und ausgeprägten Migrationsmustern.
- Es untersucht die Auswirkungen der unternehmerischen Aktivitäten von (Rückkehr-)Migrantinnen und Migranten bottom-up.
- Unsere gemeinsame Forschung basiert auf drei miteinander verknüpften Kernkomponenten:
- Das IAMO-Team wird untersuchen, wie die Rücküberweisungen und die Rückkehr von Migranten die Strategien zur Sicherung des Lebensunterhalts in ländlichen Gemeinden beeinflussen, und das IAMO wird eine Umfrage im Kosovo und in Serbien durchführen.
- Das IOS-Team untersucht die so genannten Gastarbeiterfabriken in der sozialistischen Zeit und ihr Schicksal danach und dekonstruiert Expertendiskurse über den Zusammenhang von Migration und Entwicklung.
- Das Team an der Europa-Universität Viadrina konzentriert sich auf unternehmerische Aktivitäten von Trans- und Rückkehrmigranten im städtischen Umfeld und vergleicht Fälle aus Serbien und dem Kosovo. Berücksichtigt werden soll u.a., inwiefern die Unternehmen für den kosovarischen Markt oder aber grenzüberschreitend oder sogar ausschließlich für den EU-Markt produzieren – wie zum Beispiel bei Call-Centern. Welche Bedeutung haben staatliche und EU-Grenzen für den Erfolg von Investitionen? Inwiefern werden Grenzen zu Ressourcen bzw. welche Vorteile liegen im grenzüberschreitenden Unternehmertum?
Methodologie:
Wir werden ein breites Spektrum an Quellen nutzen, darunter unsere eigenen ethnografischen und Haushaltserhebungsdaten, Interviews, Volkszählungsdaten, Archivdokumente, Zeitungen sowie politische und rechtliche Dokumente. Die Vielfalt der für die Forschung verwendeten Daten spiegelt unseren multidisziplinären Ansatz wider, der Sozialgeschichte, Agrarökonomie, Politikwissenschaft und Sozialanthropologie zusammenführt. Ein solches Projektdesign ermöglicht vielschichtige und multiperspektivische Analyse